Thymian (Quendel)

Thymus 

Thymian (Quendel)

Thymian ist nicht nur ein köstliches Gewürz, er wird auch wegen seiner hervorragenden Wirkung auf die Gesundheit geschätzt.

Die Thymianpflanze

Der Name Thymian stammt von dem griechischen Wort thymiana, was so viel bedeutet wie Räucherwerk. Diese Bezeichnung verdankt der Thymian wohl seinem intensiven Geruch, den besonders seine Blüten ausströmen und der auf seinen hohen Gehalt an ätherischen Ölen zurückzuführen ist. Bei uns wird der Thymian auch häufig als Quendel bezeichnet.

Thymiane gehören zu den Lippenblütlern (Lamiaceae). Die Gattung Thymian ist in acht Sektionen gegliedert, welche wiederum in Untersektionen unterteilt sind, so dass über 200 verschiedene Thymianarten unterscheiden werden können. Das sorgt schon mal für Verwirrung – sogar bei erfahrenen Pflanzenkundlern. So wurden früher manche Bohnenkrautarten (Satureja) unter den Thymian gefasst.

Einige Thymianarten sind beliebte Heil- und Gewürzpflanzen. Die bekannteste und am weitesten verbreitete Thymianart ist der sogenannte Echte Thymian, der Thymus vulgaris.

Thymiane wachsen als Halbsträucher oder Sträucher. Manchmal sind sie rein krautig, aber meist an der Basis verholzt. Die Thymianpflanze wächst aufrecht bis niederliegend und hat ganzrandige oder gezähnte Laubblätter, die oftmals umgebogen sind. Die Behaarung der Blätter variiert von unbehaart bis vollständig behaart. Die Blütenstände des Thymians sind ährenartig zusammengesetzt und die einzelnen Blüten  gestielt oder aufsitzend. Die Blütenkelche sind glockenförmig oder zylindrisch, von Adern durchzogen und zweilippig. Thymian bildet kleine, eiförmige Früchte aus, die die Samen enthalten. Thymiane bevorzugen helle und trockene Standorte und einen nährstoffarmen, sandigen Boden und sind so an Wegrändern, auf trockenen Wiesenflächen und Mauern zu finden.

Herkunft und Verbreitung des Thymians

Die ursprünglichen Heimatgebiete des Thymians liegen in Afrika, Europa und im gemäßigten Asien. Das Zentrum der Artenvielfalt des Thymians ist der Mittelmeerraum. Grundsätzlich ist er in weiten Teilen Europas zu finden bis hinauf nach Island und Grönland.

Durch Mönche wurden einige Thymianarten aus dem Mittelmeerraum auch in unsere nördlicheren Gefilde gebracht und zunächst in Klostergärten angepflanzt. Inzwischen ist dieser Thymian in vielen Kräutergärten zu Hause und sogar wild wachsend zu finden.

Unterschiedliche Chemotypen

Eine Pflanze kann von ihren äußeren Merkmalen her immer gleich aussehen, aber dennoch vom Chemotyp her – also von ihren chemischen Zusammensetzung – ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Allein beim häufig verwendeten Echten Thymian (Thymus vulgaris) gibt es sieben definierte Chemotypen, die für gewöhnlich nach ihren Hauptbestandteilen benannt werden. Man unterscheidet zwischen den Chemotypen Geraniol, Linalool, α-Terpineol, Thujanol, Carvacrol, Thymol und 1,8-Cineol. In Naturheilkunde und Aromatherapie spielen besonders die Typen Geraniol, Linalool, Thymol und Thujanol eine größere Rolle, wobei Thymian Thujanol recht selten und schwer zu bekommen ist.

Thymian als Heilkraut

 Bei uns ist Thymian vor allem als getrocknetes oder frisches Kraut zum Würzen und Verfeinern bekannt und beliebt. Thymian wird aber bereits seit Jahrhunderten auch als Heilkraut genutzt und geschätzt und war im Jahr 2006 sogar Arzneipflanze des Jahres.

Thymian gehört zur Familie der Lippenblütler, die allgemein als eine ausgesprochen heilkräftige Pflanzenfamilie gilt. Weitere Beispiele für Lippenblütler sind Rosmarin, Melisse, Salbei, Minze und Bohnenkraut. In gesundheitlicher Hinsicht spielt besonders das ätherische Öl der Thymianpflanzen in Medizin, Aromatherapie und Naturheilkunde eine wichtige Rolle. Hier sind hauptsächlich Thymus mastichina, Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Echter Thymian (Thymus vulgaris ) und Joch-Thymian (Thymus zygis) von Bedeutung. Nach dem Europäischem Arzneibuch sind die beiden Arten Thymus vulgaris und Thymus  zygis und Mischungen aus diesen beiden Arten als pharmazeutische Droge zugelassen. Thymus serpyllum ist die Stammpflanze des sogenannten Quendelkrauts.

Thymian hat eine vielfältige Heilwirkung. Er ist belebend und stärkend, appetitanregend, durchblutungsfördernd, schleimlösend, krampflösend, gut gegen Atemwegserkrankungen bis hin zu Keuchhusten, tötet nicht nur Bakterien, sondern auch Viren und ist genauso stark in seiner antiseptischen Wirkung wie chemische Desinfektionsmittel. Thymian aktiviert die Gehirnleistung, steigert unsere Konzentration, stärkt die Nerven und hilft gegen Erschöpfung.

Ätherisches Thymianöl

In gesundheitlicher Hinsicht spielen in Aromatherapie und Naturheilkunde die ätherischen Öle der Thymianpflanze eine besondere Rolle. Da die Wirkung der einzelnen Thymianarten und ihrer Chemotypen unterschiedlich ist, spricht man hier eigentlich nicht von DEM Thymianöl sondern von Thymus vulgaris, Thymian Ct. Linalool, Thymus mastichina usw.

An dieser Stelle werden die wichtigsten Eigenschaften der Thymianöle zusammengefasst. Detaillierte Informationen zu den einzelnen Thymianarten und Chemotypen finden sich in den Artikeln

Thymus vulgaris

Thymus mastichina

Thymus zygis.

Ätherisches Thymianöl Steckbrief

Eigenschaften

Duft: krautig-würzig

Farbe: farblos, klar bis rötlich oder rotbraun (abhängig von Thymianart, Chemotyp und Herstellung )

Hauptwirkungen/Anwendungsgebiete:

Infektionen, Stärkung der Immunabwehr, Pilzinfektionen, urologische Erkrankungen, Haarausfall, Arthritis, Arthrose, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Verspannungen, Krämpfe, Blasenentzündungen, Verdauungsstörungen, Leberschwäche, Herz-Kreislaufprobleme, Wundbehandlung, allgemeine Schwäche, Nervenschwäche

Nebenwirkungen:

Phenolhaltige Thymianöle sollten nicht unverdünnt auf Haut oder Schleimhäute gelangen, da sie sehr reizend wirken. Besonders beim Chemotyp Thymol ist auf eine ausreichende Verdünnung zu achten. Recht mild ist jedoch der Chemotyp Linalool.

Bei zu hohem Blutdruck sollte auf die Anwendung von Thymianöl verzichtet werden.

Nicht in Schwangerschaft und Stillzeit anwenden.

Inhaltsstoffe:

Abhängig von der Thymianart und des Chemotyps können die Inhaltsstoffe des ätherischen Thymianöls sehr stark variieren. Zu den wichtige wirksamen Bestandteile sind:

Monoterpene, Monoterpen-Alkohole, Monoterpen-Ketone, Monoterpen-Oxide, Monoterpen-Phenole, Sesquiterpene, Monoterpenester

Thymian in der Küche

Thymian ist ein beliebtes Küchenkraut zum Würzen und Verfeinern verschiedenster Speisen. Meist kommt hier der Echte Thymian (Thymus vulgaris) zum Einsatz. Die meisten fühlen sich durch den Duft des Thymians an die mediterrane Küche erinnert. Doch es gibt zahlreiche Rezepte und der Kreativität ist beim Einsatz von Thymian keine Grenzen gesetzt. Wer hat beispielsweise schon einmal daran gedacht, das eher herbe Kraut mit einer Süßspeise zu kombinieren?

Thymian zählt zu den wichtigsten Kräuterarten für die Küche und auch hier wird seine Vielseitigkeit geschätzt. Die unterschiedlichen Thymianarten können gezielt zum Einsatz gebracht werden. Als Faustregel gilt: je mehr Thymol eine Thymianart enthält, umso strenger/herber schmeckt sie. Der Gartenthymian ist würzig-scharf, der wilde Thymian dagegen milder, Zitronen- und Orangenthymian bringen ein frisches Aroma an die Speisen und werden gerne für Salate und Fischgerichte verwendet. Thymian kann man getrocknet oderfrisch verwenden, wobei der getrocknete Thymian sogar intensiver im Geschmack ist. Für frischen Thymian ist die beste Erntezeit zwischen Mai und September. Frisch lässt sich Thymian auch gut einfrieren. Wahlweise kann man zur besseren Haltbarkeit auch ein leckeres und gesundes Thymianspeiseöl selber herstellen.

Auch in der Küche kann man nicht nur vom angenehmen Aroma des Thymianöls profitieren, sondern auch von seiner guten gesundheitlichen Wirkung. Auch in dieser Hinsicht empfiehlt es sich, die verschiedenen Thymianarten zum Würzen zu nutzen.

Thymian in der Volksmedizin

Im alten Ägypten – zur Zeit der Pharaonen – diente Thymian zur Einbalsamierung der Verstorbenen. Als Heilmittel wird das aromatische Gewächs bereits in der griechischen Antike erwähnt. Thymian findet sich bereits in Schriften aus dem 1. Jahrhundert. Im antiken Griechenland war das Kraut ein beliebter Zusatz in Räuchermitteln. Früh stellte man fest, dass Thymian Geist und Gemüt anregt. Thymian galt darüber hinaus als Waffe gegen Schlangen und Skorpione. Der Arzt griechische Arzt Dioskurides wendete es gegen Atemwegserkrankungen an.

Im 11. Jahrhundert wurde der Thymian des Mittelmeerraums durch Mönche auch in unsere nördlicheren Gefilde gebracht. Hier wurde er vornehmlich in Klostergärten angepflanzt. Hildegard von Bingen war eine der Ersten, die die heilende Wirkung des Thymians beschrieb. Im Mittelalter wurde Thymian als Heilpflanze bei Atemnot, Erkrankungen der Atemwege und zur Wundheilung  eingesetzt. Er galt als harntreibend und wurde zur Stärkung von Leber und Magen genutzt. Sogar gegen Pest und Cholera kam Thymian zum Einsatz. Fand auf einer mittelalterlichen Burg ein Turnier statt, banden adelige Damen „ihrem“ Ritter ein paar Thymianzweige an die Rüstung. Das Sträußchen sollte Mut und Tapferkeit verleihen.